Allgemeines
Die Ergebnisse von PISA 2015 wurden im Dezember 2016 veröffentlicht.
PISA heißt übrigens “Programme for International Student Assessment” oder zu Deutsch: “Programm zur internationalen Schülerbewertung”.
“Die Internationale Schulleistungsstudie PISA ist eine regelmäßig im Dreijahresturnus durchgeführte Erhebung, bei der evaluiert wird, inwieweit 15-jährige Schülerinnen und Schüler gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit die entscheidenden Kenntnisse und Kompetenzen erworben haben, die für eine volle Teilhabe am Leben moderner Gesellschaften unerlässlich sind. In der Erhebung wird nicht nur geprüft, ob die Schülerinnen und Schüler das Gelernte wiedergeben können, sondern auch untersucht, wie gut sie ausgehend vom Gelernten extrapolieren und ihr Wissen in ungewohnten Situationen – sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Kontext – anwenden können. Diesem Ansatz liegt die Feststellung zugrunde, dass in modernen Gesellschaften nicht Wissen an sich entscheidend ist, sondern die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden.” (aus: OECD: PISA 2015. Ländernotiz. Deutschland)
Alle Ergebnisse finden sich auf der Seite der OECD (hier). dort kann man auch zwei Broschüren herunterladen, bzw. online betrachten, die ausführlich auf die Ergebnisse eingehen.
Die Ergebnisse Deutschlands finden sich hier dargestellt (Grafiken). Ein mehrseitiges pdf, das detailliert und ausführlich die Ergebnisse Deutschlands darstellt, kann man hier herunterladen.
Besonders interessante Ergebnisse
Die folgenden Texte Stammen alle aus der Broschüre der OECD: PISA 2015. Ländernotiz. Deutschland)
Unterrichtsstrategien
Wie die Lehrkräfte Naturwissenschaften unterrichten, steht in einem stärkeren Zusammenhang mit den Leistungen[…] der Schüler, als die […] Qualifikationen der Lehrkräfte oder der Art der […] Aktivitäten, die den Schülern angeboten werden. Fast überall erzielen Schüler, deren Lehrkräfte (den Schülerangaben zufolge) im Unterricht häufiger wissenschaftliche Konzepte erklären, bessere Ergebnisse […]. In Deutschland gaben 50% der Schülerinnen und Schüler an, dass ihre Lehrkräfte in vielen oder allen Stunden wissenschaftliche Konzepte erklären, und diese Schüler erzielen 40 Punkte mehr im Naturwissenschaftstest als diejenigen, deren Lehrkräfte laut Schülerangaben nur in einigen Stunden oder nie wissenschaftliche Konzepte erklären.
In fast allen Schulsystemen schneiden Schüler, die angaben, dass ihre Lehrkräfte den Unterricht häufiger den Bedürfnissen und dem Wissensstand der Klasse anpassen, im Naturwissenschaftstest besser ab […]. In Deutschland gaben 43% der Schüler an, dass ihre Lehrkräfte den Unterricht in vielen oder allen Stunden an die Bedürfnisse und den Wissensstand der Klasse anpassen; diese Schüler erzielen im Naturwissenschaftstest 46 Punkte mehr als Schüler, deren Lehrkräfte dies laut Schülerangaben nie oder nur in einigen Stunden tun.
Schulverwaltung
[…] In Bildungssystemen, in denen die Schulleitungen mehr Verantwortung für die Schulverwaltung tragen, erzielen die Schülerinnen und Schüler bessere Ergebnisse in Naturwissenschaften; dieser Zusammenhang ist in Schulsystemen stärker, in denen der Anteil der Schüler, deren Leistungsdaten fortlaufend beobachtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, höher ist als im OECD-Durchschnitt. In Deutschland besuchen allerdings nur 14% der Schülerinnen und Schüler Schulen, die ihre Leistungsdaten der Öffentlichkeit zugänglich machen […].
Beispielsweise tragen die Schulleitungen und Lehrkräfte in Deutschland 62% der Verantwortung für die Lehrpläne gegenüber 66% im OECD-Durchschnitt, und sie sind zu 71% für die Festlegung der Kriterien für die Schülerbeurteilung zuständig, im Vergleich zu 68% im OECD-Durchschnitt. […] Den Angaben der Schulleitungen zufolge haben die Schulen im OECD-Durchschnitt seit 2009 mehr Autonomie über Entscheidungen hinsichtlich der Lehrergehälter, des Schulbudgets, der Lehrpläne und der Beurteilungskriterien erlangt. In Deutschland ist eine umgekehrte Entwicklung zu beobachten: Kommunen und Länder zentralisieren zunehmend die Zuständigkeiten.
Schulschwänzen
[…] Schülern, die zu spät zum Unterricht kommen oder Schule schwänzen, entgehen Lernchancen. Zudem stören sie den Unterricht und schaffen durch die Beeinträchtigung der Schuldisziplin ein Klima, das dem Lernprozess ihrer Mitschüler abträglich ist. […] In Deutschland schneiden Schüler, die eigenen Angaben zufolge einen Tag geschwänzt hatten, in Naturwissenschaften um 50 Punkte schlechter ab als Schüler, die angaben, nicht geschwänzt zu haben .
Im OECD-Durchschnitt erzielen Schüler schlechtere Ergebnisse beim PISA-Naturwissenschaftstest, wenn eine größere Zahl ihrer Mitschüler in den zwei Wochen vor der PISA-Erhebung mindestens einen ganzen Tag geschwänzt hatte – selbst nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Status der Schüler und Schulen sowie der Frage, ob die betreffenden Schülerinnen und Schüler selbst einen Schultag geschwänzt hatten. In Deutschland verschlechtern sich die Schülerleistungen in Naturwissenschaften mit jedem Prozentpunkt, um den sich der Anteil der Mitschüler, die einen Tag geschwänzt hatten, erhöht, um 3 Punkte bzw. um 1 Punkt nach Berücksichtigung des Schwänzverhaltens der Befragten selbst und des sozioökonomischen Profils der Schüler und der Schulen.
Zwischen 2012 und 2015 stieg der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die einen Tag geschwänzt hatten, in Deutschland um 4 Prozentpunkte, was auf einen Rückgang des schulischen Engagements der Schüler hindeutet (im OECD-Durchschnitt wurde ein Anstieg um 5 Prozentpunkte verzeichnet.
Wichtige Ergebnisse (wie in der Presse erwähnt)
Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland erzielen in allen drei Erhebungsbereichen von PISA, d.h. Naturwissenschaften, Lesekompetenz und Mathematik, über dem OECD-Durchschnitt liegende Leistungen. […]
Im Vergleich zu 2012, als die Naturwissenschaften einen untergeordneten Erhebungsbereich bildeten, ist die mittlere Punktzahl in Naturwissenschaften jedoch um 15 Punkte zurückgegangen. Die mittlere Punktzahl in Lesekompetenz hat sich seit PISA 2000 stetig verbessert, während sich die Durchschnittsergebnisse in Mathematik seit 2003 nicht wesentlich verändert haben […].
Wie in den meisten OECD-Ländern erzielen sozioökonomisch bessergestellte Schülerinnen und Schüler in Deutschland im Bereich Naturwissenschaften durchschnittlich über 30 Punkte mehr als sozioökonomisch benachteiligte Schülerinnen und Schüler (was einem Vorsprung von einem Schuljahr entspricht). […] Dieser Zusammenhang hat sich in Deutschland jedoch seit 2006 um 4 Prozentpunkte abgeschwächt.
In Deutschland erreichen weniger Mädchen als Jungen im Bereich Naturwissenschaften Kompetenzstufe 5 oder darüber. Außerdem gehen Mädchen – selbst besonders leistungsstarke Schülerinnen – mit geringerer Wahrscheinlichkeit als Jungen davon aus, später einen Beruf mit Naturwissenschaftsbezug auszuüben. […] Im Vergleich zu 2012, als die Naturwissenschaften einen untergeordneten Erhebungsbereich bildeten, ist die mittlere Punktzahl des Landes jedoch deutlich um 15 Punkte zurückgegangen […].
In Deutschland erzielen die Jungen in Naturwissenschaften im Durchschnitt 10 Punkte mehr als die Mädchen, womit der geschlechtsspezifische Leistungsunterschied größer ist als im OECD-Durch-schnitt. Zwischen 2006 und 2015 hat sich diese Differenz um 3 Prozentpunkte ausgeweitet, was keine signifikante Veränderung darstellt […]. Im OECD-Durchschnitt beträgt der geschlechtsspezifische Leistungsunterschied in Naturwissenschaften nur 4 Punkte; die Jungen schneiden aber auf der Subskala „Konzeptuelles Wissen“ im Durchschnitt um 12 Punkte besser ab als Mädchen. In Deutschland hat sich der geschlechtsspezifische Unterschied auf dieser Subskala auf 20 Punkte ausgeweitet.
In Deutschland erzielen die Schülerinnen und Schüler im Bereich Lesekompetenz durchschnittlich 509 Punkte – dies ist deutlich mehr als der OECD-Durchschnitt und entspricht der mittleren Punktzahl in Lesekompetenz von Australien, Japan, Korea, Macau (China), den Niederlanden, Norwegen, Polen, Slowenien und Schweden. In Deutschland hat sich das Durchschnittsergebnis im Bereich Lesekompetenz von 484 Punkten im Jahr 2000 auf[…] 509 Punkte (was mehr ist als der OECD-Durchschnitt) im Jahr 2015 verbessert […].
Im OECD-Durchschnitt gelingt es etwa 20% der Schülerinnen und Schüler nicht, im Bereich Lesekompetenz das Grundkompetenzniveau (Stufe 2) zu erreichen, das […] [notwendig ist, um] es ihnen ermöglichen, effektiv und produktiv am Leben teilzuhaben. In Deutschland gelingt es rd. 16% der Schülerinnen und Schüler nicht, im Bereich Lesekompetenz Kompetenzstufe 2 zu erreichen. [Anm.: Dies bedeutet: In Deutschland sind etwa 16% der Schülerinnen und Schüler Analphabeten] […].
Rund 12% der Schülerinnen und Schüler in Deutschland gehören im Bereich Lesekompetenz zur Kategorie der besonders leistungsstarken Schüler, ein größerer Anteil als im OECD-Durchschnitt […].
Mädchen schneiden in Deutschland im Bereich Lesekompetenz um durchschnittlich 21 Punkte besser ab als Jungen (im OECD-Durchschnitt beträgt der Leistungsabstand 27 Punkte). Zwischen 2009 und 2015 hat dieser geschlechtsspezifische Leistungsunterschied um 19 Punkte abgenommen
Deutschlands Durchschnittsergebnis im Bereich Mathematik hat sich seit 2003 nicht wesentlich verändert. In Deutschland sind 17% der Schülerinnen und Schüler in Mathematik leistungsschwach und erreichen nicht das Grundkompetenzniveau. […] Diese leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler können Aufgaben lösen, bei denen klare Anleitungen gegeben werden und die nur eine einzige Informationsquelle erfordern, sie können jedoch keine komplexen Denkschritte vollziehen, wie sie nötig sind, um die Art von Aufgaben zu bewältigen, mit denen Erwachsene in ihrem Alltagsleben gewöhnlich konfrontiert sind
Zwischen 2003 und 2015 gelang es Deutschland, den Anteil der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler um rund 4 Prozentpunkte zu reduzieren, was jedoch keine signifikante Veränderung darstellt
In Deutschland erzielen die Jungen in Mathematik im Durchschnitt 17 Punkte mehr als die Mädchen – was einem größeren Leistungsabstand entspricht als im OECD-Durchschnitt. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied hat sich seit 2003 nicht wesentlich verändert. Seit 2003 ist festzustellen, dass der Prozentsatz der Jungen, die in Mathematik Kompetenz-stufe 5 oder 6 erreichen, deutlich höher ist als der Anteil der Mädchen, die diese Stufen erreichen […].
Kanada, Estland, Finnland und Japan erzielen PISA 2015 zufolge sowohl hohe Leistungen als auch ein hohes Maß an Chancengerechtigkeit in der Bildung. Maximal 10% der Varianz der Schülerleistungen sind in diesen Ländern auf Unterschiede beim sozioökonomischen Status der Schüler zurückzuführen, gegenüber 13% im OECD-Durchschnitt. Das Bildungssystem in Deutschland gewährleistet nach diesem Maßstab weniger Chancengerechtigkeit, als im OECD-Durchschnitt zu beobachten ist, da 16% der Varianz der Schülerleistungen in Naturwissenschaften Unterschieden beim sozioökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler zugeschrieben werden können. Allerdings hat sich die Situation in Deutschland im Vergleich zu 2006 verbessert: Der Einfluss des sozioökonomischen Status auf die Schülerleistungen hat sich um 4 Prozentpunkte verringert […].
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ist im OECD-Raum zwischen 2006 und 2015 von 9% auf 12% gestiegen, während sich der Leistungsabstand zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund in Naturwissenschaften im gleichen Zeitraum um 9 Punkte verringerte […]. [Es] ist festzustellen, dass der Leistungsabstand zwischen diesen beiden Gruppen in Deutschland zwischen 2006 und 2015 nicht nennenswert abnahm. In Deutschland erzielen Schüler mit Migrationshintergrund durchschnittlich 72 Punkte weniger als Schüler ohne Migrationshintergrund, bei Berücksichtigung des sozioökonomischen Status der Schüler und der zu Hause gesprochenen Sprache verringert sich dieser Leistungsabstand jedoch auf 28 Punkte.