Der Arbeitsplatz

Eine schlechte Lernorganisation verursacht Stress. So werden im Stressreport u.a. Arbeitsunterbrechungen bei 44% der Befragten als Stressoren angegeben1. Lernen sollte entspannt und ohne unbeabsichtigte Unterbrechungen stattfinden können. Man benötigt Ruhe und Entspannung – und um diese zu bekommen, sollte man unbedingt die Punkte in diesem Kapitel beachten.

Der Arbeitsplatz

Du benötigst einen ständigen Arbeitsplatz an dem du täglich lernen kannst. Ideal wäre ein eigener Schreibtisch, der groß genug ist, dass du dich mit dem nötigen Arbeitsmaterial bequem ausbreiten kannst und mit einer Türe, die du schließen kannst. Du benötigst Ruhe zum Lernen – oder zumindest die Sicherheit, dabei nicht gestört zu werden.

Außerdem sollten die wichtigsten Hilfsmittel in greifbarer Nähe stehen. Du lenkst dich nicht selbst durch Suchen und Zusammentragen ab und benötigst hierzu nicht unnötig viel Zeit. Außerdem reißt es dich, falls du etwas benötigst, nicht aus deinem Lernprozess.

Eine dauerhafte Ordnung sorgt für Zeitersparnis, da du nicht erst lange nach den nötigen Materialien suchen musst. Eine Ordnung bringt dir

  • Entspannung
  • Überblick
  • klare Gedanken
  • eine bessere Konzentration
  • mehr Lernerfolg.

Und das alles, weil sich deine Gedanken nicht so viel mit dem Suchen beschäftigen müssen und Unterbrechungen weitestgehend ausbleiben.

Du solltest jedoch nicht vergessen gelegentlich in Maßen zu essen und zu trinken, doch nicht zu viel, denn „ein voller Bauch studiert nicht gern“.

Eine gute Ordnung lässt sich nur an einem dauerhaften Arbeitsplatz aufrechterhalten.

Ist dein Arbeitsplatz übersichtlich gestaltet? Ist alles Nötige griffbereit, übersichtlich? Oder könntest du noch etwas verbessern, bzw. benötigst du noch etwas, um deine Ordnung zu verbessern? Schreibe deine Gedanken/Ideen auf!

Lichtverhältnisse

Zu schwaches Licht oder ein Lichteinfall aus der falschen Richtung erschweren die Konzentration und beschleunigen die Ermüdung. Aber auch die Farbe des Lichts ist entscheidend. Am besten bleibt man wach und konzentriert unter hellem, eher blauem Licht. Gelbes Licht signalisiert „Sonnenuntergang“ und unser Gehirn bereitet sich darauf vor müde zu werden. Wir brauchen die Lichtillusion von strahlend hellem Sonnenschein (weißes Licht) um ganz wach zu sein.

Außerdem scheint es so zu sein, dass schlechtes Licht auf Dauer tatsächlich „dumm“ macht.

„Spending too much time in dimly lit rooms and offices may actually change the brain’s structure and hurt one’s ability to remember and learn, indicates groundbreaking research2 by Michigan State University neuroscientists.“3

Frei übersetzt heißt das:

„Wenn man zu viel Zeit in Räumen und Büros mit gedimmten Licht verbringt, verändert sich die Gehirnstruktur und die Möglichkeit zu lernen oder sich zu erinnern verschlechtert sich.“

Oder mit einem plakativem Zeitungstext:

Quelle: Sinexx.de. http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22390-2018-02-07.html [zuletzt abgerufen: 27.10.2018]

Der Schreibtisch/Arbeitsplatz sollte nach Möglichkeit so gestellt werden, dass bei Rechtshändern der Lichteinfall von links vorne, bei Linkshändern der Lichteinfall von rechts vorne, kommt.

Der beste Arbeitsplatz ist ein Tisch an einem Fenster, mit dem Lichteinfall von vorne oben und evtl. zusätzlicher Beleuchtung. Es kann nie zu hell sein, zum Lernen! Die beste Beleuchtung ist das Tageslicht, die zweitbeste: eine Glühbirne. Das Licht der Glühbirne ist der Sonne sehr ähnlich. Leider macht die EU gerade etwas Probleme, weil wir aus Energiespargründen LED-Lichter kaufen sollen. Bei einem LED-Licht sollte es eine möglichst starke Lampe sein, ab 820 Lumen. Halogenlampen sind auch gut, so lange sie noch erlaubt sind. Sie werden sehr hell, leider aber auch sehr heiß (Verbrennungsgefahr).
Als Schreibtischlampe empfehle ich dir eine Arbeitsleuchte. Sie kann in fast jede Stellung gedreht werden und ermöglicht so eine optimale Ausleuchtung.

Störfaktoren

Dass Störfaktoren Stress erzeugen, wurde ja schon weiter oben erwähnt. Hier wende ich mich einigen der häufigsten Störfaktoren zu und beleuchte sie etwas näher.

Oftmals dient z.B. der Esstisch als Arbeitsplatz. Die zentrale Lage des Esszimmers hat meist den Nachteil, dass man alle Geräusche in der Wohnung, wie z. B. Fernsehgeräusche, Küchenlärm oder Telefon, in voller Lautstärke hört und sich dadurch evtl. stören/ablenken lässt. Störend sind immer Geräusche, deren Inhalte man klar erkennt und wahrnehmen kann. Die Gefahr der Ablenkung ist dann sehr groß, da wir hinhören wollen und dann nicht mehr konzentriert arbeiten können.

Viele Menschen empfinden jedoch „völlige Ruhe und Abgeschiedenheit“ als nicht angenehm. Deshalb lernen sie gerne da, wo sie etwas „vom Leben“ mitbekommen und nicht das Gefühl von Einsamkeit haben. Dies sollte jedoch nicht zu unnötigen Ablenkungen führen.

Allein im Raum (z.B. im Esszimmer) zu sein, ist auf jeden Fall empfehlenswert, da anwesende Menschen einen sehr häufig vom Lernen ablenken.

In der Nähe des Arbeitsplatzes sollten keine ablenkenden Gegenstände, wie
z. B. Smartphones, herumliegen. Solche Dinge verführen zu „gedanklichen Ausflügen“ oder zu „Ersatzhandlungen“.

Versuche deshalb deine Arbeitszeiten und den Ort deines Arbeitsplatzes so zu legen, dass sich solche Störungen auf ein Minimum beschränken.

Es gibt leider nicht so viele Untersuchungen hierzu. Eine jedoch ist sehr klar: wenn wir beim Lernen unterbrochen werden, können wir uns das zuvor Gelernte nicht merken:

„Obwohl die Forschung darauf hindeutet, dass reaktionsfähige Interaktionen für die Sprachentwicklung unerlässlich sind, bedeutet das Aufkommen der mobilen Technologie, dass der Eltern-Kind-Austausch oft mit unvorhersehbaren Unterbrechungen behaftet ist. […]
In dieser Untersuchung […] lehrten 38 Mütter ihren 2-jährigen Kindern 2 neue Wörter, immer 1 auf einmal [also nicht beide gleichzeitig]. Eine Unterrichtseinheit wurde dabei durch einen Handyanruf unterbrochen. Kinder lernten das Wort, wenn das Unterrichten nicht unterbrochen wurde, aber nicht, wenn es unterbrochen wurde.
Kritisch: die Anzahl der Male, die jedes zu lernende Wort gesprochen wurde, unterschied sich nicht von Bedingung zu Bedingung. Dieser Befund stützt die Literatur zur Ansprechbarkeit und bietet experimentelle Belege dafür, dass Unterbrechungen sozialer Interaktionen Lernergebnisse beeinflussen können.“4

Vermeide also unbedingt alles, was dich irgendwie stören oder vom Lernen ablenken könnte. Das verursacht Stress. Du musst dich wohl fühlen und entspannen können, ohne Störung. Jede Störung bedeutet auch: du musst das zuvor scheinbar „Gelernte“ nochmals lernen, weil du es – durch diese Störung – nun doch nicht gelernt hast.

Weißes Rauschens (White Noise)

Manche Menschen empfinden die Geräusche eines Föns oder Staubsaugers als beruhigend. Vielleicht, weil sie andere Geräusche – und damit Störfaktoren – dämpfen.

„In der Psychoakustik wird weißes Rauschen zur Lärmbekämpfung und im Bereich der Tinnitus-Retraining-Therapie […] eingesetzt; Lärm und andere Störgeräusche werden subjektiv als weniger laut und störend empfunden, wenn man sie mit weißem Rauschen überlagert.“ (Wikipedia5)

„Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, warum das weiße Rauschen funktioniert. Eine These lautet, dass die Ohren immer unempfindlicher werden, je lauter die Umgebung ist. Demnach fällt ein tropfender Wasserhahn tagsüber nicht auf. Nachts jedoch, wenn alles stiller ist, wird er zum Störfaktor. Weißes Rauschen hebt die Hörschwelle wieder an und der tropfende Wasserhahn oder andere Geräusche sind nicht mehr hörbar.
Es wird auch vermutet, dass das Gehirn ständig auf der Suche nach (akustischen) Reizen ist. Das gleichmäßige Rauschen „beschäftigt“ das Gehirn, ohne es jedoch zu überfordern. Dafür ist es zu eintönig. […] Viele Nutzer berichten von positiven Erfahrungen mit Apps für das Smartphone, die weißes oder rosa Rauschen produzieren.“6

Auf diesem Gebiet habe ich noch keine Erfahrungen gemacht, doch könnte Weißes Rauschen entspannend und beruhigend wirken und dir Ruhe verschaffen, wenn die Umgebung zu laut ist. Wenn du möchtest, probiere es aus und erzähle mir von deinen Erfahrungen (Emailadresse befindet sich auf der ersten Seite).

Das Raumklima

Die Temperatur im Arbeitsbereich sollte angenehm sein. Zu warme Luft macht müde. Sie gibt zwar das Gefühl von Entspannung, doch wenn es „kuschelig“ ist, wollen wir kuscheln und nicht lernen.

Sorge dafür, dass du ständig ausreichend Sauerstoff erhältst, da verbrauchte Luft sehr schnell ermüdet. Deshalb öfter mal kurz lüften!

Zum Raumklima gehört aber auch die Atmosphäre, in der du arbeitest. Es ist wichtig, dass diese angenehm und beruhigend wirkt.

Wenn du dich wohl fühlst, so bist du entspannter und kannst leichter lernen.

Entspannung ist das Gegenteil von Stress (und Angst).

Notwendige Veränderungen

Jetzt überlege dir, was du dringend ändern solltest und notiere es, damit du eine Liste zum Durcharbeiten und Abhaken hast.

Fußnoten

1Lohmann-Haislah, Stressreport Deutschland 2012, 34.

2Soler u. a., „Light Modulates Hippocampal Function and Spatial Learning in a Diurnal Rodent Species“.

3University, „Does Dim Light Make Us Dumber?“

4Reed, Hirsh-Pasek, und Golinkoff, „Learning on Hold“.

5„Weißes Rauschen“.

6„Warum ‚weißes Rauschen‘ gegen Lärm hilft | GEERS“.

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